Richtig Ärger in der Ausbildung
Das sind die Top-Gründe, die zur Kündigung des Ausbildungsvertrags führen können

IHK-Ausbildungsberater Sven Uthmann über typische Konflikte in der Ausbildung – und wie man sie löst!

Berufsschülergruppe mit Lehrer in der Elektro-Klasse

Was bringt Arbeitgeber oder Azubis dazu zu sagen, so hat das keinen Zweck mehr?

Nach der Schule sind Jugendliche oft schulmüde. Entsprechend wenig Lust haben sie auf die Berufsschule. Ist der Ausbildungsberuf dann womöglich komplizierter als erwartet und der Schulstoff eben auch, können sich Azubis überfordert fühlen und geben auf. Ein sehr häufiger Punkt aus Arbeitgebersicht ist zudem, dass Jugendliche unzuverlässig sind. Ein Beispiel: Sie melden sich zwar in der Berufsschule krank, aber nicht im Betrieb. So entstehen Fehlzeiten. Außerdem führt im Job natürlich das Thema Handy zu Konflikten …

Warum ist das Handy am Arbeitsplatz so ein Riesenthema?

Weil viele meinen, 24/7 online sein zu müssen, und sind deshalb für die eigentliche Ausbildung zu wenig präsent. Gibt der Chef dann Regeln vor, verdoppeln sich plötzlich die Toilettenpausen.


Junger Facharbeiter mit Helm telefoniert mit dem Smartphone.

Konfliktpunkt Handy: Wie man es im Job nutzt, gibt der Arbeitgeber vor. Auch Azubis sollten diese Regeln und beachten.

Welche Gründe gibt es aus Azubi-Sicht, an der Ausbildung zu zweifeln?

Zum Beispiel, wenn der Beruf falsch gewählt wurde. Der Industriemechanikerberufmit seinen vielfältigen praktischen und theoretischen Themengebieten kann für einige nicht das Richtige sein. Die wären mit einem einfacheren Beruf wie Werkzeugmechaniker, Maschinen- und Anlagenführer oder Fachkraft für Metalltechnik besser dran und auch schneller fertig. Das Problem wird nur leider immer größer, wenn aus dem Frust eine innere Kündigung entsteht. Dann folgen häufige Fehlzeiten und dann eine immer schlechtere Leistung.

Wann kommt die IHK ins Spiel?

Nicht erst im Kündigungsfall. Wir machen sehr viel vorbeugend. Das ist unsere Aufgabe als Ausbildungsberater. E-Mail oder Anruf genügt, und wir reden mit Azubi und/oder dem Betrieb, je nachdem, wie es gewünscht ist. Unser Ziel ist der Ausbildungserfolg. Dazu gehört, zusätzlichen Support zu organisieren. Manchmal liegt es auch an der Kommunikation zwischen Azubi und Betrieb vor Ort – hier können wir uns aktiv einbringen.

Was heißt das?

Azubis sagen manchmal, dass die Ausbilder oder Ausbilderinnen nicht genug Zeit für sie haben. Dies sollte aber der Fall sein. Sie sollten mit den Azubis den Ausbildungsrahmenplan und die sachlich-zeitliche Gliederung besprechen, damit ich als Azubi weiß, was auf mich zukommt.


Sven Uthmann, Ausbildungsberater bei der IHK Düsseldorf

„AusbilderInnen und Azubi sollen miteinander den berühmten roten Faden der Ausbildung spinnen. Es beruhigt enorm zu wissen, wo ich in zwei Monaten oder in einem Jahr stehe. Dann lässt es sich viel entspannter lernen und durcharbeiten.“

Sven Uthmann, Ausbildungsberater bei der IHK Düsseldorf

Was ist im Verhältnis zwischen Azubi und AusbilderIn noch wichtig?

Ausbilderinnen und Ausbilder sollten eine gewisse Fürsorge ausüben und wertschätzend sein. Sie sollten ihren Azubi als kompletten Menschen betrachten, nicht nur als Berufsnachwuchs. Denn oft ist es so, dass die Jugendlichen privat keine heile Welt, nicht mal Rückhalt haben. Passiert dann noch etwas Unglückliches, hat das Folgen für die Ausbildung. Das kann von Liebeskummer bis zum Todesfall reichen – Ereignisse, die im Übrigen auch für Erwachsene nicht leicht sind.

Pommes und Currywurst für Ausbilderin und Azubi

„Wenn man als Ausbilder sieht, mein Azubi hat grad richtige Probleme, dann geht man mal während der Arbeitszeit eine Currywurst essen und spricht darüber. Vertrauen aufzubauen ist in der Ausbildung immens wichtig.“

Sven Uthmann, Ausbildungsberater, IHK Düsseldorf


Wenn ein handfester Konflikt zwischen Azubi und Arbeitgeber verfahren ist, was kann man tun?

Die Schlichtung anrufen. Ein Fall für eine Schlichtung bei der zuständigen IHK ist es zum Beispiel, wenn schon eine Kündigung ausgesprochen wurde. Die Schlichtung ist dann Pflicht. Es gilt, eine gütliche Lösung zu finden, damit die Sache nicht vors Arbeitsgericht geht. Ein anderer Fall ist das Kürzen der Ausbildungsvergütung wegen Fehlzeiten. Noch weniger Geld im Monat zu haben, das ist für Azubis schlecht wegzustecken! Außerdem ist es generell ein Thema für Schlichtungen, wenn das Ausbildungsverhältnis zerrüttet ist wie bei einer schlechten Ehe.

Was unternehmen Ausbildungsberater und Schlichter dann?

Jede Partei einzeln hören. Ich versuche, mir ein objektives Bild zu machen. Zum Schlichtungsprozess gehört außerdem, dass externe Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter einen sachkundigen Blick auf das Problem lenken. So entstehen neue Lösungsvorschläge. Entweder es gibt dann eine gütliche Einigung oder einen Schlichterspruch. Den können die Beteiligten akzeptieren oder nicht. Wenn sie ihn akzeptieren, müssen sie sich auch dran halten. Das heißt, beide Seiten müssen sich bessern.

Wenn ein Konflikt ausgestanden ist – kann er trotzdem negative Folgen für die Prüfung oder Zwischenprüfung haben?

Nein. Die Prüfer haben mit den Schlichtungen nichts zu tun. Und wir Ausbildungsberater versuchen, Ausbildungsprobleme zu lösen. Am besten, bevor sie dramatisch werden.


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